Streiks und Warnstreiks können komplexe Themen sein, die oft zu Verwirrung führen. Viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber in Deutschland stellen sich Fragen zu ihren Rechten und Pflichten. In diesem Artikel erklären wir klar und verständlich die Unterschiede zwischen beiden Begriffen, beleuchten die rechtlichen Rahmenbedingungen und zeigen, wie Streiks organisiert werden. Sie erfahren, welche Rechte Sie während eines Streiks haben und erhalten Antworten auf häufig gestellte Fragen, um sicher und informiert zu handeln.
Was ist der Unterschied zwischen Streik und Warnstreik?
Ein Warnstreik ist eine kurze, zeitlich befristete Arbeitsniederlegung, die typischerweise während laufender Tarifverhandlungen eingesetzt wird. Kennzeichnend sind die begrenzte Dauer und die gezielte Funktion als Druckmittel.
Oft werden die Begriffe „Streik“ und „Warnstreik“ synonym verwendet, obwohl sie in ihrer Durchführung und Zielsetzung Unterschiede aufweisen. Rechtlich gibt es jedoch keinen Unterschied: Sofern Warnstreiks rechtmäßig sind, gelten für sie dieselben rechtlichen Rahmenbedingungen wie für reguläre Streiks.
Ziele und Funktionen von Warnstreiks
Warnstreiks dienen dazu, während laufender Tarifverhandlungen den Druck auf die Arbeitgeberseite zu erhöhen und eine höhere Verhandlungsbereitschaft zu erzwingen. Werden die Verhandlungen für gescheitert erklärt und beschließt die Tarifkommission Streikmaßnahmen, erfolgt nach genauer Prüfung der Voraussetzungen eine offizielle Ankündigung, wodurch die Legitimität der Maßnahmen zusätzlich unterstrichen wird.
Häufig ist der Warnstreik der erste Schritt, um Arbeitgeber zu sensibilisieren und schnellere Einigungen herbeizuführen.
Rechtliche Grundlagen
Die rechtliche Zulässigkeit von Warnstreiks ist mehrfach durch Entscheidungen des BAG bestätigt worden, darunter das grundlegende Urteil vom 21. Juni 1988 (BAG, AZR 1 AZR 651/86). Diese Rechtsprechung stellt klar, dass die zur Beurteilung der Grundsatzrechtmäßigkeit eines Streiks geltenden Kriterien gleichermaßen auf Warnstreiks anwendbar sind.
Gewerkschaften können Warnstreiks somit als legitimes Mittel im Rahmen ihrer Rechte einsetzen.
Strategische Bedeutung
Aus gewerkschaftlicher Sicht sind Warnstreiks ein wichtiges strategisches Instrument im Arbeitskampf: Sie signalisieren Ernsthaftigkeit und dienen dazu, Verhandlungen voranzubringen. Da ein Warnstreik in der Regel deutlich kürzer ist als ein regulärer Streik – oft nur wenige Stunden – können Gewerkschaften schnell handeln, ohne lange Urabstimmungen durchführen zu müssen.
Diese zeitliche Flexibilität erschwert es Arbeitgebern, kurzfristig Ersatzkräfte zu mobilisieren, und verstärkt dadurch die Wirkung des Arbeitskampfes.
Branchen mit häufigen Warnstreiks
Warnstreiks treten in vielen Branchen auf, etwa im:
- öffentlichen Nahverkehr
- Einzelhandel
- Müllentsorgung
- Paketlieferungen
- Bildungswesen und öffentlichen Verwaltungen (oft im Rahmen von Verdi Streiks im öffentlichen Dienst)
In diesen Bereichen können Warnstreiks den Alltag der Bevölkerung spürbar stören, was die Sichtbarkeit und Dringlichkeit der gewerkschaftlichen Forderungen erhöht.
Fazit zu Warnstreiks
Zusammenfassend ist der Warnstreik ein essenzielles, taktisches Mittel im Arbeitskampf. Er spielt eine Schlüsselrolle in Tarifverhandlungen und fungiert als wichtiges Druckmittel, um Arbeitgeber zu Verhandlungen und einer Einigung zu bewegen.
Da die rechtlichen Rahmenbedingungen für Warnstreiks und reguläre Streiks identisch sind, ist der Warnstreik sowohl präventiv als auch reaktiv von erheblichem Wert für Gewerkschaften und Beschäftigte.

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Streikrecht in Deutschland
In Deutschland dürfen grundsätzlich alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer streiken, unabhängig davon, ob sie Mitglied einer Gewerkschaft sind oder nicht. Dieses Recht ist durch Artikel 9 Absatz 3 des Grundgesetzes geschützt, der die Vereinigungs- und Koalitionsfreiheit garantiert. Es verankert somit nicht nur das Streikrecht selbst, sondern auch das Recht auf Selbstorganisation in Gewerkschaften.
Arten von Streiks
Der unbefristete Streik, auch Erzwingungsstreik genannt, wird meist nach dem endgültigen Scheitern von Tarifverhandlungen ausgerufen. Vor einem solchen Ausruf findet in der Regel eine Urabstimmung unter den Gewerkschaftsmitgliedern statt, um deren Zustimmung sicherzustellen. Dies unterstreicht die demokratische Grundlage der Gewerkschaften und ihre Verantwortung gegenüber den Mitgliedern.
Während eines Streiks „ruht“ das Arbeitsverhältnis rechtlich, das heißt, dass Beschäftigte in dieser Zeit keinen Anspruch auf Lohn haben. Zur Abmilderung der finanziellen Belastung während des Arbeitskampfes zahlen die Gewerkschaften ein Streikgeld.
- Erzwingungsstreik: Unbefristete Streiks nach gescheiterten Tarifverhandlungen.
- Warnstreik: Kürzere, vorbeugende Arbeitsniederlegungen zur Beeinflussung laufender Tarifverhandlungen.
- Tarifverhandlung: Offizielle Gespräche zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern zur Regelung von Tarifverträgen.
Berechtigte und Ausgeschlossene Berufsgruppen
Es gibt jedoch Berufsgruppen, die nicht streiken dürfen. Dazu zählen Angehörige bestimmter Berufsfelder im öffentlichen Dienst wie:
- Polizistinnen und Polizisten
- Soldaten
- Beamte
Diese Berufsgruppen sind aufgrund ihrer besonderen Aufgaben von Streiks ausgeschlossen, um die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten. Politische Streiks sind in Deutschland zudem unzulässig, da sie den rechtlichen Rahmen des Streikrechts überschreiten.
Organisation der Streiks
Die Organisation von Streiks liegt überwiegend bei den Gewerkschaften. Für jeden Streik wird eine Arbeitskampfleitung gebildet, die die logistische Planung und Durchführung übernimmt. Dabei gibt es zentrale, regionale und betriebliche Streikleitungen, die zusammenarbeiten, um die Interessen der Beschäftigten zu vertreten.
Zu den Gewerkschaften, die in Deutschland häufig zu Streiks aufrufen, gehören unter anderem:
- Verdi (öffentlicher Dienst, zum Beispiel im Rahmen von Verdi Streik Terminen)
- IG Metall (Metallindustrie)
- EVG (Verkehrssektor, relevant etwa für Streiks bei der Deutschen Bahn)
Zusammenfassend ist das Streikrecht ein fundamentales Element des deutschen Arbeitsrechts, das Arbeitnehmern und Gewerkschaften wesentliche Möglichkeiten bietet, ihre Interessen im Arbeitsleben zu verteidigen. Zwar sind Streiks in Deutschland stark reguliert, doch bleiben sie ein wichtiges Instrument zur Durchsetzung von Arbeitsrechten und zur Verbesserung von Lebens- und Arbeitsbedingungen in verschiedenen Branchen.
Historische Entwicklung der Streiks in Deutschland
Historisch kam es in Deutschland wiederholt zu bedeutenden Streiks; die letzten großen Generalstreiks fanden mehrheitlich vor der Gründung der Bundesrepublik statt. In anderen europäischen Ländern, insbesondere in Südeuropa, sind Generalstreiks dagegen häufiger und oft landesweit, was die unterschiedlichen Traditionen und kulturellen Ausprägungen des Arbeitskampfes innerhalb Europas verdeutlicht.
Wie werden Streiks in Deutschland organisiert?
Die Organisation von Streiks in Deutschland ist ein vielschichtiger Prozess, der zahlreiche rechtliche und praktische Aspekte umfasst. Die Einhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen und das richtige Vorgehen sind entscheidend für den Erfolg eines Streiks und erfordern daher sorgfältige Planung.
Grundsätzlich darf jeder Beschäftigte an einem (Warn-)Streik teilnehmen, der dazu aufgerufen wird – unabhängig davon, ob er gewerkschaftlich organisiert ist oder nicht. Dieses Recht ist im Grundgesetz verankert und der Arbeitgeber muss es respektieren. Maßnahmen oder Benachteiligungen, die auf die Teilnahme an einem (Warn-)Streik abzielen, sind unwirksam. Arbeitnehmer müssen daher keine negativen Konsequenzen befürchten, wenn sie streiken.
Beteiligung am Streik
Wichtig für die Beteiligung ist die Eintragung in die sogenannte Streikliste der jeweiligen Gewerkschaft. Das betrifft vor allem Gewerkschaftsmitglieder, die Anspruch auf Streikgeld haben. Bei zentralen Kundgebungen, die häufig am Streiktag stattfinden, liegen diese Listen in der Regel aus.
Nicht organisierte Beschäftigte haben zwar keinen Anspruch auf Streikgeld, werden aber ausdrücklich dazu ermutigt, an Kundgebungen teilzunehmen. In diesem Fall ist eine Anmeldung hilfreich, damit die Gewerkschaften abschätzen können, wie viele Menschen sich beteiligen.
- Je mehr Beschäftigte mitmachen, desto größer ist die Wirkung eines Streiks.
- Landesregierungen und Arbeitgeber zeigen sich in Tarifverhandlungen oft nur dann verhandlungsbereit, wenn eine signifikante Zahl von Arbeitnehmern auf der Straße ist.
- Der Streik ist ein zentrales Druckmittel, häufig das letzte Mittel, wenn andere Verhandlungswege gescheitert sind – gemäß dem Prinzip der „ultima ratio“.
Besondere Situationen
Für besondere Gruppen, etwa sogenannte Schlüsselträger, kann es notwendig sein, bereits im Vorfeld mit der Führungskraft zu klären, wie mit Schlüsseln oder anderen betrieblichen Ressourcen verfahren wird. Bei Unklarheiten sollte die Streikleitung kontaktiert werden, um mögliche Probleme zu klären.
Während eines Streiks richtet die Gewerkschaft ver.di in der Regel einen telefonischen Notdienst ein, sodass Beschäftigte schnell und unkompliziert wichtige Fragen zum Arbeitskampf klären können.
Verhaltensregeln während des Streiks
Die Streikleitung übernimmt eine zentrale Rolle im Arbeitskampf. Während des Streiks sollten alle Beteiligten bestimmte Verhaltensregeln beachten, um ein transparentes und respektvolles Miteinander zu gewährleisten.
Freundliches Auftreten und argumentative Überzeugungsarbeit sind besonders wichtig gegenüber Kolleginnen und Kollegen, die während des Streiks arbeiten möchten.
Vertrauensleute und Betriebsräte sollten ihre Rechte als Gewerkschaftsvertreter kennen und sicherstellen, dass der Arbeitgeber sich an die Streikleitung wendet.
Insgesamt ist die Organisation eines Streiks ein gemeinschaftlicher Prozess, der sowohl rechtliches Know-how als auch strategische Überlegungen erfordert, um die Interessen der Beschäftigten zu schützen und die Ziele des Arbeitskampfes erfolgreich zu erreichen.
Rechte der Arbeitnehmer während eines Streiks
Das Streikrecht ist im Grundgesetz (Art. 9 Abs. 3 GG) verankert. Dieses grundrechtliche Schutzrecht ermöglicht es Arbeitnehmern, ihre Interessen kollektiv zu vertreten und für bessere Arbeitsbedingungen zu kämpfen. Daher ist es wichtig, dass Beschäftigte ihre Rechte im Falle eines Streiks kennen, um rechtliche Unsicherheiten zu vermeiden.
Teilnahme am Streik
Arbeitnehmer sind grundsätzlich nicht verpflichtet, dem Arbeitgeber mitzuteilen, ob sie an einem Streik teilnehmen wollen. Diese Regelung schützt ihre Autonomie und beugt möglichen Repressalien vor. Eine unzulässige Maßnahme des Arbeitgebers wäre etwa die einseitige Anordnung von Notdiensten. Solche Anordnungen sind rechtswidrig und nicht verbindlich.
Stattdessen ist der Arbeitgeber verpflichtet, gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di eine Notdienstvereinbarung zu treffen, in der die beteiligten Mitarbeiter namentlich genannt sind. Nur diese aufgeführten Personen sind zur Leistung des Notdienstes verpflichtet.
Warnstreiks
Für die Teilnahme an einem Warnstreik besteht in der Regel kein Anspruch auf Lohn.
- Daher gibt es keine Unterstützung aus der Streikkasse der Gewerkschaften.
- Dies kann zu finanziellen Belastungen für Teilnehmende führen.
- Auszubildende, Praktikanten und vergleichbare Beschäftigte sind nicht verpflichtet, Streikbrecherarbeiten zu verrichten (BAG v. 30.8.1984 – 1 AZR 765/93).
Arbeitspflicht während des Streiks
Ruft eine Gewerkschaft zu einem rechtmäßigen Streik auf und folgen die Arbeitnehmer diesem Aufruf, entfällt für die Dauer des Streiks die Arbeitspflicht. Das bedeutet konkret:
- Keine Meldepflicht gegenüber dem Vorgesetzten.
- Beschäftigte müssen nicht ausstempeln.
- Innerbetriebliche Regelungen zu Verhaltens- und Abmeldepflichten verlieren ihre Gültigkeit.
Maßregelungsverbot
Das sogenannte Maßregelungsverbot besagt, dass Arbeitgeber aufgrund einer Streikteilnahme keine negativen Konsequenzen verhängen dürfen. Werden dennoch Maßnahmen gegen Streikende ergriffen, sollte unverzüglich die Streikleitung informiert werden.
In der Praxis wird am Ende eines Arbeitskampfes häufig eine Maßregelungsklausel vereinbart, mit der Arbeitgeber bestätigen, bereits getroffene Maßnahmen zurückzunehmen.
Engagement von Betriebs- und Personalräten
Betriebs- und Personalräte dürfen sich gewerkschaftlich engagieren, solange dies nicht in Ausübung ihrer offiziellen Funktion als Interessenvertreter geschieht. Alle Mitglieder, die an einem Arbeitskampf teilnehmen, sind verpflichtet, den Anweisungen der Streikleitung zu folgen.
Freiwillige Aufgaben während des Streiks
Freiwillige Aufgaben, etwa das Schlichten von Streikposten, können den Mitgliedern jedoch nicht gegen ihren Willen auferlegt werden.
Gesundheitliche Aspekte während des Streiks
Erkranken Beschäftigte während eines Streiks, können sie – sofern keine Entgeltfortzahlung greift – Krankengeld beantragen. Um den Anspruch zu sichern, ist eine unverzügliche Meldung bei ihrer Krankenkasse erforderlich.
Fazit zum Streikrecht
Zusammengefasst ist das Streikrecht in Deutschland umfassend geschützt und klar geregelt. Beschäftigte sollten sich über ihre Rechte informieren und im Zweifel rechtlichen Rat, etwa bei ver.di, einholen, um mögliche Risiken zu minimieren.
Häufig gestellte Fragen zu Streik und Warnstreik
Was versteht man unter einem Warnstreik?
Ein Warnstreik ist eine kurzfristige Arbeitsniederlegung, die von Arbeitnehmern durchgeführt wird, um auf bestimmte Forderungen während laufender Tarifverhandlungen aufmerksam zu machen. Diese Art von Streik ist in der Regel auf einen spezifischen betrieblichen Zusammenhang und eine begrenzte Zeitspanne fokussiert.
Wie lange kann ein Warnstreik dauern?
Es gibt keine gesetzlichen Vorgaben für die Dauer eines Warnstreiks oder die Anzahl der Durchführungen. Praktisch dauern Warnstreiks oft nur einige Stunden oder sind auf eine Schicht begrenzt, da sie in der Regel parallel zu den Verhandlungen stattfinden. Im Gegensatz dazu können Erzwingungsstreiks unbegrenzt andauern.
Welche unterschiedlichen Streikformen existieren?
Die gängigsten Formen des Streiks sind der vollständige Streik, der Warnstreik und der Erzwingungsstreik. Jede dieser Formen hat spezifische Merkmale und Zielsetzungen, die sich auf die jeweiligen Verhandlungssituationen und Anforderungen der Arbeitnehmer beziehen.
Wann ist ein Streik rechtmäßig?
Ein Streik gilt als rechtmäßig, wenn er von einer Gewerkschaft beschlossen wird, ohne gegen die Friedenspflicht oder gesetzliche Bestimmungen zu verstoßen. Zudem muss er sich auf ein zulässiges Ziel im Rahmen eines Arbeitskampfes konzentrieren, das durch einen Tarifvertrag geregelt werden kann.
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