In Deutschland kann die Probezeit einem Karrierestart den entscheidenden Schliff geben, doch viele Arbeitnehmer wissen nicht, welche Rechte sie haben oder wie sie diese Phase optimal nutzen können. In unserem Artikel erfahren Sie alles über die gesetzlichen Rahmenbedingungen der Probezeit, die Möglichkeiten zur Verlängerung über sechs Monate hinaus sowie die Fallstricke von Aufhebungsverträgen. Entdecken Sie praxisnahe Antworten auf Ihre Fragen und sichern Sie sich Ihre Rechte während dieser wichtigen Zeit!
Die rechtlichen Rahmenbedingungen der Probezeit in Deutschland
Die Probezeit dient dazu, die Eignung eines Mitarbeiters für eine Stelle zu prüfen, und darf laut Gesetz höchstens sechs Monate betragen. Während dieser Phase gilt üblicherweise eine verkürzte Kündigungsfrist von zwei Wochen für beide Seiten. Sobald die Probezeit endet, tritt die gesetzliche Kündigungsfrist von vier Wochen zum 15. oder zum Ende eines Kalendermonats in Kraft. Eine direkte Verlängerung der Probezeit über sechs Monate hinaus ist im Gesetz grundsätzlich nicht vorgesehen, da nach diesem Zeitraum auch der allgemeine Kündigungsschutz greift.
Erweiterung der Probezeit
Bestehen vor Ablauf der sechs Monate Zweifel an der Eignung, kann in begründeten Fällen eine faktische Verlängerung der Erprobung um meist drei Monate vereinbart werden. Wichtige Probezeit verlängern Gründe sind etwa längere Fehlzeiten oder wenn der Arbeitgeber noch nicht alle Kompetenzen des Arbeitnehmers abschließend beurteilen konnte. Eine Verlängerung der Probezeit im gegenseitigen Einvernehmen ist hierbei der sicherste Weg, um dem Beschäftigten eine weitere Bewährungschance zu geben.
Die Umsetzung einer solchen Phase kann durch einen Aufhebungsvertrag mit hinausgeschobenem Beendigungstermin oder durch eine Kündigung mit einer individuell verlängerten Kündigungsfrist von bis zu drei Monaten erfolgen.
Wichtig: Eine solche Vereinbarung darf nicht dazu missbraucht werden, den Kündigungsschutz dauerhaft zu umgehen. Sie muss dem Zweck dienen, dem Arbeitnehmer eine letzte Chance zur Bewährung einzuräumen, bevor eine endgültige Entscheidung über das Arbeitsverhältnis getroffen wird.
Bedeutung der Einschätzung des Arbeitgebers
Der Arbeitgeber muss nachvollziehbar darlegen, warum die bisherige Zeit für eine abschließende Leistungsbeurteilung nicht ausreichte. Nur wenn eine Unsicherheit über die Eignung besteht, ist das Einräumen einer zusätzlichen Bewährungsmöglichkeit rechtlich haltbar.
Das Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg bestätigte am , dass eine Verlängerung der Kündigungsfrist zulässig ist, um eine Kündigung abzuwenden und dem Mitarbeiter eine Brücke in ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis zu bauen. Eine Frist von beispielsweise drei Monaten gibt dem Beschäftigten den nötigen Raum, Defizite auszugleichen.
Dennoch mahnt die Rechtsprechung zur Vorsicht: Das Bundesarbeitsgericht hat in der Vergangenheit Verlängerungen, die deutlich über vier Monate hinausgingen, in kritischen Einzelfällen abgelehnt.
Regelungen für den Aufhebungsvertrag
Ein Aufhebungsvertrag zur Probezeitverlängerung darf keine unzulässigen Bedingungen enthalten. Statt zu vereinbaren, dass der Vertrag bei Wohlverhalten automatisch hinfällig wird, sollte fixiert werden, dass zum Ende der Frist eine erneute Prüfung der Leistungen stattfindet, um über eine Wiedereinstellung zu entscheiden.
- Vermeiden Sie es, eine Kündigungsfrist in der Probezeit verstreichen zu lassen, um sofort einen neuen Vertrag mit einer weiteren Probezeit zu schließen.
- Ein zweites Arbeitsverhältnis unmittelbar nach dem ersten führt meist dazu, dass die Kündigungsfristen der Probezeit nicht mehr greifen, da die Beschäftigungsdauer angerechnet wird.
- In Betrieben, für die das Kündigungsschutzgesetz (KSchG) gilt, tritt nach sechs Monaten die Wartezeit ein, nach der eine ordentliche Kündigung sozial gerechtfertigt sein muss.
Kann die Probezeit über sechs Monate hinaus verlängert werden?
Die kurze Antwort lautet: Eine Probezeit länger als 6 Monate mit der kurzen zweiwöchigen Kündigungsfrist ist rechtlich nicht möglich. Dennoch gibt es Wege, die Erprobungsphase unter bestimmten Voraussetzungen auszudehnen.
Die rechtliche Basis bildet § 622 Abs. 3 BGB. Hier ist verankert, dass eine Probezeit maximal sechs Monate dauern darf. Wurde im Vertrag jedoch eine kürzere Dauer vereinbart, ist eine Verlängerung der Probezeit von 3 auf 6 Monate durch eine einfache Vertragsänderung jederzeit möglich.
Wann darf der Chef die Probezeit verlängern? Dies ist meist dann der Fall, wenn die ursprünglich vereinbarte Zeit kürzer als das gesetzliche Maximum war oder wenn beide Parteien kurz vor Ablauf der sechs Monate feststellen, dass noch Zeit für eine fundierte Entscheidung benötigt wird.
Alternativen zur Verlängerung der Probezeit
Wenn die sechs Monate fast verstrichen sind und weiterhin Zweifel bestehen, greifen Arbeitgeber oft zu alternativen Modellen, um dem Mitarbeiter eine faire Chance zu geben.
- Die Kündigung wird noch innerhalb der Probezeit ausgesprochen, aber mit einer deutlich verlängerten Frist, die über die zwei Wochen hinausgeht.
- Das Landesarbeitsgericht Baden-Württemberg (Urteil vom , Az. 4 Sa 94/14) sieht darin ein zulässiges Mittel, sofern der Zweck die Erprobung und nicht die bloße Umgehung von Arbeitnehmerrechten ist.
In der Praxis wird oft ein 6 Monate Probezeit Rechner genutzt, um den exakten Tag zu bestimmen, an dem die Wartezeit für den Kündigungsschutz endet, da dies für die Strategie entscheidend ist.
Das Kündigungsschreiben sollte in solchen Fällen klar festhalten, dass die Kündigung zur Abwendung einer endgültigen Trennung dient und bei erfolgreicher Bewährung innerhalb der verlängerten Frist eine Wiedereinstellungszusage in Aussicht steht.
Maximale Verlängerung der Probezeit
Häufig wird eine zusätzliche Zeitspanne von drei Monaten als angemessen betrachtet. Eine deutlich längere Ausdehnung der Erprobung könnte vor Gericht als unangemessene Benachteiligung des Arbeitnehmers gewertet werden, da nach sechs Monaten bereits der Schutz des KSchG greifen kann.
Aufhebungsvertrag als Option
Ein Aufhebungsvertrag kann genutzt werden, um das Arbeitsverhältnis zu einem späteren Zeitpunkt rechtssicher zu beenden, während dem Mitarbeiter gleichzeitig die Möglichkeit zur Wiedereinstellung bei entsprechender Leistung eingeräumt wird. Dies ist oft auch als Probezeit verlängern als Arbeitnehmer interessant, wenn man selbst mehr Zeit benötigt, um die geforderten Ziele zu erreichen.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Bei jeder Form der Ausdehnung müssen die Vorgaben des Kündigungsschutzgesetzes (KSchG) beachtet werden:
- Nach sechs Monaten Betriebszugehörigkeit beginnt der allgemeine Kündigungsschutz, sofern der Betrieb die personelle Mindestgröße erreicht.
- Ab diesem Zeitpunkt ist eine Kündigung nur noch aus personen-, verhaltens- oder betriebsbedingten Gründen möglich.
Aufhebungsverträge während der Probezeit: Rechtsgrundlagen und Fallstricke
Aufhebungsverträge sind ein flexibles Instrument, um die Probezeit indirekt zu verlängern. Sie ermöglichen es, das Ende des Arbeitsverhältnisses einvernehmlich in die Zukunft zu verschieben, um eine letzte Testphase zu absolvieren.
Das Bundesarbeitsgericht hat in seinem Urteil vom (Az. 2 AZR 93/01) klargestellt, dass solche Vereinbarungen zulässig sind, wenn sie dem Arbeitnehmer eine zusätzliche Chance zur Bewährung bieten und keine missbräuchliche Umgehung des Kündigungsschutzes darstellen.
Möglichkeiten der Vertragsgestaltung
Eine gängige Methode ist der Abschluss eines Aufhebungsvertrags kurz vor Ende der Probezeit. Hierbei wird die Beendigung zu einem Termin vereinbart, der etwa drei bis vier Monate in der Zukunft liegt. Gleichzeitig wird schriftlich festgehalten, unter welchen Bedingungen der Arbeitgeber bereit ist, das Arbeitsverhältnis fortzusetzen.
Rechtliche Vorschriften und Anforderungen
Damit ein solcher Vertrag vor Gericht Bestand hat, muss er fair gestaltet sein. Eine Verlängerung der Probezeit im gegenseitigen Einvernehmen muss den Willen beider Parteien widerspiegeln, das Arbeitsverhältnis ernsthaft auf den Prüfstand zu stellen, statt den Mitarbeiter lediglich länger ohne Kündigungsschutz zu beschäftigen.
Das BAG-Urteil betont, dass die Zusage einer Wiedereinstellung an klare, erfüllbare Bedingungen geknüpft sein muss, um Transparenz und Rechtssicherheit zu gewährleisten.
Wiedereinstellungsangebote und deren Bedeutung
Die Formulierungen im Aufhebungsvertrag sind entscheidend. Es sollte präzise definiert werden, welche Erwartungen an die Leistung und das Verhalten gestellt werden, damit am Ende der verlängerten Frist eine objektive Entscheidung über die Weiterbeschäftigung getroffen werden kann.

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Häufige Fragen zur Probezeitverlängerung und ihren Rechten
Ist eine Probezeit von 9 Monaten erlaubt?
Nach deutschem Recht (§ 622 Abs. 3 BGB) ist die Vereinbarung einer Probezeit mit verkürzter Kündigungsfrist auf maximal sechs Monate begrenzt. Eine vertragliche Regelung von neun Monaten Probezeit mit zweiwöchiger Kündigungsfrist ist daher unwirksam; nach sechs Monaten gelten automatisch die längeren gesetzlichen Fristen.
Was passiert nach dem Ende der 6-monatigen Probezeit?
Nach sechs Monaten geht das Arbeitsverhältnis in ein reguläres Verhältnis über. In Betrieben mit mehr als zehn Mitarbeitern greift zudem der gesetzliche Kündigungsschutz. Eine Kündigung ist ab diesem Zeitpunkt wesentlich schwieriger und muss rechtlich begründet werden.
Welche Auswirkungen hat eine Verlängerung der Probezeit?
Eine faktische Verlängerung durch Kündigung mit Auslauffrist oder Aufhebungsvertrag ändert nichts am Eintritt des Kündigungsschutzes nach sechs Monaten. Sie dient lediglich dazu, dem Arbeitnehmer eine zusätzliche Frist einzuräumen, um sich doch noch für eine dauerhafte Übernahme zu qualifizieren.
Kann man die Probezeit verlängern wegen Krankheit?
Eine Probezeit verlängern wegen Krankheit ist ein häufiger Wunsch. Rechtlich gesehen verlängert sich die Probezeit nicht automatisch um die Tage der Arbeitsunfähigkeit. Arbeitgeber und Arbeitnehmer können jedoch im gegenseitigen Einvernehmen eine Verlängerung (bis zur 6-Monats-Grenze) oder eine Bewährungsfrist nach den oben genannten Modellen vereinbaren. Fachportale wie Probezeit verlängern wegen Krankheit Haufe bieten hierzu oft detaillierte Leitfäden für die korrekte Abwicklung.


